Baugestalt
Grundriss und Baugestalt des Aachener Domes zeugen von der sich wandelnden Bedeutung und Nutzung im Laufe der Jahrhunderte. In weiten Teilen unversehrt ist der karolingische Bau, ein überkuppeltes Oktogon. Der Scheitel der Kuppel – ein oktogonales Klostergewölbe – liegt in 31,40 Meter Höhe, ihre Spannweite beträgt 14,45 Meter.
Das Oktogon ist von einem zweigeschossigen, sechzehneckigen Umgang umgeben und mit einer mächtigen Eingangsfront versehen. Im Westjoch des Hochmünsters ist der mittelalterliche Thron aufgestellt.
Im Osten schließt der gotische Chorbau an, der als einschiffiger Saalbau mit zwei Jochen und einem 9/14-Chorschluss gestaltet ist. Dominiert wird dieser statisch einzigartige Bau von den rund 26 Meter hohen Fensterbahnen. An die Außenwände des Sechzehnecks schließen sich fünf mit unregelmäßigen Grundrissen gestaltete Kapellenbauten an, die mehrheitlich als doppelgeschossige Anlagen in gotischer Zeit ausgeführt sind.
Architektur und Entstehungsgeschichte
Baugeschichte
Die karolingische Marienkirche entstand auf den Überresten einer römischen Thermenanlage und am Ort einer merowingischen Kapelle, von der man die Altarstelle in neuer Ausrichtung (um 38 Grad in östliche Richtung gedreht) übernahm. Durch diesen diagonalen Eingriff in das vorhandene schachbrettartige Straßennetz der Römer entstanden in Aachen viele dreieckige Plätze (Marktplatz, Münsterplatz, Klosterplatz).
In Form und Größe übertraf der Bau zur damaligen Zeit alle Kirchen nördlich der Alpen. Zur Umsetzung des gigantischen Projekts holte der fränkische Herrscher Spezialisten aus dem gesamten Reich nach Aachen. Als Bauleiter gilt Odo von Metz. Der Grundriss basiert auf einem Maßsystem, das auf die Johannes-Offenbarung verweist. Die Pfalzkapelle bildet den Zentralbau des Doms. Bis heute erhalten geblieben sind der Westbau und das Oktogon in der Mitte.

Die Chorhalle
Die vermehrte Nutzung der Kirche durch Pilger führte ab 1355 zur Erweiterung des Münsters. Die gotische Chorhalle (Fertigstellung 1414) misst 25 Meter in der Länge, 13 Meter in der Breite und 32 Meter in der Höhe. Ihre Außenwand ist weitestgehend in Fenster aufgelöst, die mit einer Höhe von 25,55 Metern zu den höchsten gotischen Fenstern in Europa zählen. Wegen ihrer mehr als 1000 Quadratmeter Glasfläche wird sie das „Glashaus von Aachen“ genannt.
Der große Stadtbrand
1656 beschädigte der große Aachener Stadtbrand die Kirche schwer: die Dächer und der Turm einschließlich der Glocken wurden vernichtet. Die wirtschaftliche Lage des Stifts und der Stadt Aachen ließ nur eine Wiederherstellung als Provisorium zu.


Die Barockzeit
Mit dem erneuten Aufstieg Aachens zur renommierten Badestadt begann eine späte Phase der Barockisierung im 18. Jahrhundert. Der karolingische Kernbau wurde im Stil der Zeit ausstuckiert, die Chorfenster verloren die gotischen Maßwerke und die vernachlässigte Ungarnkapelle wurde neu errichtet.
In der französischen Zeit – Aachen wurde 1794 von französischen Truppen besetzt und gehörte von 1801 bis 1815 zu Frankreich – wurde das Münster zur Domkirche des ersten Aachener Bistums erhoben (1802-1827). Gleichzeitig erlitt es starke Beschädigungen durch Plünderungen wie den Ausbau der 32 antiken Säulen aus dem Hochmünster sowie die Abdeckung sämtlicher Bleidächer.
Restaurierung im 19. Jahrhundert
Große Veränderungen brachte die Restaurierung des Aachener Münsters im 19. Jahrhundert mit sich. Die gotischen Bauteile wurden umfassend überarbeitet, ein neugotischer Westturm wurde 1884 über dem karolingischen Westbau errichtet.
Den beeindruckenden Abschluss dieser Zeit bildet die byzantinische anmutende Innendekoration des Karolingerbaus. In Anlehnung an eine Zeichnung aus dem Jahr 1699, die sich auf die karolingische Erstausmalung bezog, entwarf der Maler und Architekt Baron de Béthune das 1881 erneuerte Kuppelmosaik, das als Motiv den thronenden Christus und die ihn umgebenden vierundzwanzig Ältesten zeigt.
Die Verkleidung der Pfeiler und Wände mit Marmor sowie der Tambourmauern und des Umgangsgewölbes mit Mosaik stammt aus den Jahren 1900 bis 1913 und erfolgte nach Entwürfen des Künstlers Hermann Schaper. Nach dessen plötzlichem Tod vollendete sein Nachfolger Friedrich Schwarting die von Kaiser Wilhelm II. finanziell geförderten Arbeiten.

Ausstattung
Aus der Gründungszeit des Doms




Aus der Zeit der Königskrönungen



Bedeutende Zeugnisse der Wallfahrten und der Heiligenverehrung


Die Chorhalle
WETTBEWERB „EIN KLEID FÜR MARIA“
Das Aachener Domkapitel schrieb im Sommer 2018 einen außergewöhnlichen Gestaltungswettbewerb aus: Kunstschaffende aus dem In- und Ausland waren eingeladen, ein neues Gewand für das Gnadenbild im Aachener Dom zu entwerfen, um eine lange und geliebte Tradition in die Moderne zu führen.
Das Gnadenbild ist eine mittelalterliche Holzfigur, die die stehende Maria mit dem Jesuskind zeigt. Mutter und Kind werden seit vielen Jahrhunderten regelmäßig bekleidet und geschmückt. „Kleiderschrank“ und Schmuckkästchen“ umfassen 43 Gewandpaare und rund 350 Schmuckstücke. Ausgeschrieben war der Entwurf einer zeitgenössischen Gewandung für die Muttergottes. Anders als bei den bisherigen Kleidern sollte es kein festliches Gewand werden, sondern im weitesten Sinne „alltagstauglich“ sein.
Rund 100 Wettbewerbsbeiträge aus sechs Ländern wurden eingereicht. Die Vielfalt der Entwürfe reichte von fertiggestellten Gewändern über Skizzen, Materialproben, technischen Zeichnungen bis hin zum Einsatz digitaler Techniken. „Die Künstlerinnen und Künstler haben sich respektvoll und mit Ernsthaftigkeit der Aufgabenstellung gewidmet. Viele der Einsendungen haben ein hohes künstlerisches Niveau. Zahlreiche Entwürfe zeugen von einer tiefen Frömmigkeit und Marienverehrung.“ betont Dr. Birgitta Falk, Leiterin der Domschatzkammer und Initiatorin des Projektes.
Die Jury vergab zwei 2. Preise und einen 3. Preis.
2. Preise gingen an S. Dr. Klara Antons OSB aus der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim und Heinke Haberland aus Düsseldorf. Der 3. Preis ging an Gerlach Bente aus Radevormwald.
Die Umsetzung des Entwurfs von S. Dr. Klara Antons wird bis zur Heiligtumsfahrt im Juni zu sehen sein.

Maria, Schutzpatronin des Doms und „Helferin der Christen“



