Bis in alle Ewigkeit: Sandsteinlager des Aachener Doms ist gut gefüllt
Im Herzogenrather Sandtagebau der Nivelsteiner Sandwerke und Sandsteinbrüche GmbH wurde die letzte Lage „Domsandstein“ abgebaut
Außentermine eines Dombaumeisters können sehr unterschiedlich sein: Fachtagungen, Baustellenbesichtigungen, Netzwerktreffen, Vortragsabende – die Liste ist lang. Ein ganz und gar nicht alltäglicher Außentermin führte Dr. Jan Richarz jetzt in den Sandtagebau der Nivelsteiner Sandwerke und Sandsteinbrüche GmbH nach Herzogenrath. Dort hat er für das Domkapitel die letzte Steinlage an „Herzogenrather Sandstein“ gesichert, die es jemals geben wird. Warum? Weil das Mauerwerk der gotischen Chorhalle des Aachener Doms zu großen Teilen aus diesem Stein besteht, ebenso die Wasserspeier. Dank des finanziellen Engagements des Karlsverein-Dombauvereins war es möglich, die Entscheidung zugunsten des Rohabbaus kurzfristig treffen zu können.
Auch für die Nivelsteiner Sandwerke, die die Steine umsonst hergaben, war das ein guter Deal: Für das Unternehmen waren sie nur ein Hindernis auf dem Weg zum darunterliegenden Sand. Um die Steinlage aus dem Weg zu räumen, wurde die Firma Kalenborn Naturstein damit beauftragt, den „im Tagebau anstehenden Fels“ mittels Kleinbagger und Bohreraufsatz senkrecht in Blockreihen zu teilen und mit Holzkeilen zu zerteilen. Ein Großbagger drückte die Steinblöcke anschließend über die Kante, um sie unten auf die Abbausohle zu schieben.
Wie viele Tonnen Gestein letztlich gewonnen werden konnten, ist derzeit noch ungewiss. Die Blöcke bleiben über den Winter im Steinbruch liegen und werden der Witterung ausgesetzt. Sie müssen einen Härtetest aus Wind, Wasser und Frost bestehen: Sandsteine können unterschiedlich stabil sein, ihre Konsistenz schwankt zwischen Beton und Butterkeks. Ihre Festigkeit hängt vom Bindemittel ab, das den Stein im Inneren zusammenhält. Ideal ist ein kieseliges Bindemittel mit feinkörnigem Quarz in den Hohlräumen. Ein derart verfestigter Stein kann sehr hart sein. Karbonatische Bindemittel gelten als mittleres Qualitätssegment. Am problematischsten ist toniger Sandstein, der im trockenen Zustand zwar relativ fest ist, bei Nässe jedoch stark quellen kann.
„Um ganz sicher zu gehen, lassen wir die Steinfestigkeit noch von einem Labor bestimmen“, kündigt der Dombaumeister an. Er sei jedoch optimistisch, dass die Qualität stimme – so wie das bei früheren Abbauten ja auch der Fall gewesen sei. „Mit dieser Lage werden wir auf Jahrhunderte hinaus genug Steine haben, um alle eintretenden Gebäudeschäden im Sandsteinbereich beseitigen zu können“, freut sich der promovierte Bauhistoriker – und denkt dabei bereits an die Nachfolger und Nachfolgerinnen, die sich im Auftrag des Domkapitels in ferner Zukunft um den Erhalt des ersten deutschen Welterbes kümmern werden.