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Die Karlskapelle war der erste Standort

Inzwischen mehr als 130.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr

Der Aachener Domschatz war schon immer reich bestückt. Bereits Karl der Große häufte kostbare Reliquien und Schätze für Aachen an. Die Sammlung an christlicher Kunst, das heißt an Skulpturen, Malereien, liturgischen Geräten und Reliquiaren, Textilien und Buchkunst, wuchs stetig an. Einen Großteil jener Kostbarkeiten verwahrte man bis um 1870 in der Sakristei in Schränken oder an Orten, zu denen Gläubige keinen Zugang hatten. Im 19. Jahrhundert kam seitens der Bevölkerung zunehmend das Interesse auf, die Objekte auch außerhalb der Gottesdienste betrachten zu können.

So kam es, dass nach einigen Überlegungen in der zuvor vom Karlsverein aufwendig restaurierten Karlskapelle eine Schatzkammer eröffnet wurde. Am 29. Juni 1873 wurden die Schätze, darunter auch der Karlsschrein und der Marienschrein, im Rahmen einer feierlichen Prozession zu ihrer neuen Präsentationsstätte gebracht. Seit diesem Tag ist die Schatzkammer des Aachener Doms eine eigenständige Institution, die inzwischen von mehr als 130.000 Besucherinnen und Besuchern pro Jahr besucht wird.

„Aachen ist die Nummer eins unter den Schatzkammern“, sagt Dr. Birgitta Falk selbstbewusst. Seit November 2016 leitet die promovierte Kunsthistorikerin den Bereich Domschatzkammer und Dominformation. Der Aachener Domschatz gilt als der umfangreichste Kirchenschatz nördlich der Alpen. „Die Sammlung wurde 1978 zusammen mit dem Dom als erstes Denkmal auf deutschem Boden in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen“, erinnert Falk.

Doch zurück zu den Anfängen ins Jahr 1873: Die Karlskapelle hatte man anlässlich der Eröffnung nicht nur saniert und herausgeputzt, sondern auch mit einem gut durchdachten Bildprogramm ausgestattet, von dem nach wie vor Elemente zu sehen sind: Große Wappen an der Eingangswand wiesen auf hochadelige Stifter hin. Im Deckengewölbe halten noch heute Engel Spruchbänder, die auf die im Schatz verwahrten Heiligtümer anspielen. Der Altertumswissenschaftler Dr. Franz Bock, seit 1862 Ehrenstiftsherr, dichtete für die „Schatzkammerkapelle“ kurze, gelehrte Texte, die ebenfalls auf die Wände gemalt wurden.

Eigens gebaute Schauschränke boten ausreichend Platz für alte und neue Schätze. In ihnen waren auch die beiden großen Schreine verstaut, die auf diese Weise erstmals auf Augenhöhe gezeigt wurden. Für die Schranktüren wurden mittelalterliche Tafelbilder wiederverwendet – Recycling war so gesehen schon im 19. Jahrhundert üblich!

Das System Schatzkammer kam auch in der Folgezeit gut an, doch schon bald musste ein neuer Ort gefunden werden. 1881 zogen die Schätze in die Ungarnkapelle um, da es in der Karlskapelle auf Dauer zu feucht war. Zum Ende des Ersten Weltkriegs – nach der Rückführung des Schatzes aus Paderborn – wählte der damalige Dombaumeister Joseph Buchkremer die Allerseelenkapelle als sicheren Bergungsort aus. Hier wurde 1922 mit dem Ausbau einer ersten Schatzkammer begonnen, die 1931 eröffnet werden konnte. Dieser Standort wurde – abgesehen von der erneuten Auslagerung der wichtigsten Schätze im Zweiten Weltkrieg – beibehalten, bis 1979 die heutigen Ausstellungsräume an der Westseite des Kreuzgangs in Dienst genommen wurden.

Anlässlich des 150. Geburtstags der Domschatzkammer Aachen wird es von Oktober bis Januar eine Präsentation geben, die sich mit der hauseigenen Geschichte beschäftigt.