Reichtum ist nicht nur materiell
Zehn katholische und eine evangelische Gemeinde haben sich für eine Aktion zur Heiligtumsfahrt zusammengeschlossen
Am Anfang stand eine Frage im Raum, über die lange und kritisch diskutiert wurde: Ist es heute noch zu vertreten, dass Kirchen ihre Schätze zur Schau stellen? Noch dazu in kirchlich und gesellschaftlich schwierigen Zeiten? Die Antwort lautete schließlich: Ja! Denn die Schätze bestehen nicht nur aus Gold, Silber und Edelsteinen. Schätze können auch immateriell sein. Musik und Kultur, Gebäude und Geschichte, engagierte Menschen, Begegnungen und spirituelle Angebote – all das gehört zu den Reichtümern der Kirchen.
Dem interpretatorisch großen Spielraum entsprechend haben zehn katholische Gemeinden sowie die evangelische Annakirche für die kommenden Wochenenden ein buntes Programm als Hinführung zur Heiligtumsfahrt erstellt. Gemäß dem Wallfahrtsmotto „Entdecke mich“ laden sie zur „Schatzsuche in Aachener Kirchen“ ein. Kunsthistorische Objekte und wertvolle Sakralgegenstände werden dabei nicht relativierend versteckt, sondern in den historischen und theologischen Kontext gesetzt. Interessierte Besucherinnen und Besucher haben an den Aktionswochenenden die Möglichkeit, Exponate zu entdecken, die sonst nicht oder nur selten zu sehen sind – zum Beispiel das Bürgerevangeliar und eine Ehering-Monstranz in St. Donatus, eine kostbar verzierte Monstranz aus der Werkstatt August Witte in St. Severin, ein Krippenreliquiar in St. Adalbert oder den seit der Flut ausgelagerten Schatz der Propsteikirche St. Kornelius in Kornelimünster.
Materielle und immaterielle Ausprägungen des christlichen Glaubens
Aber nicht nur die Kunst- und Sakralschätze stehen im Fokus. Ergänzend zum individuellen Programm der vier für die Pfarrei Franziska von Aachen teilnehmenden Gemeinden zeigen St. Peter, St. Foillan, Heilig Kreuz und St. Adalbert abwechselnd eine Fotoausstellung mit dem Titel „Schätze – gestern, heute, morgen“. Dazu Pfarrer Timotheus Eller: „Der Mensch selbst ist ein Schatz, mehr als Gold und Silber aus vergangener Zeit. Die Kirche lebt in den Menschen und für die Menschen. Gleichzeitig mit den Kunstschätzen zeigen wir exemplarisch Bilder von Männern und Frauen, die – vom Glauben bewegt – in unserer Pfarre dem Evangelium heute Hand und Fuß geben.“
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Pfarrei St. Jakob. Mit Exponaten und Konzerten, mit Chören, Kirchenführungen, Gesprächen und Mitmachaktionen präsentiert sie ihre „Schätze fürs Leben“: die Familienkirche, die Pilgerkirche, die Jugendarbeit und die soziale Stadtteilarbeit.
„Das ist ein spannender Ansatz“, freut sich Dompropst Rolf-Peter Cremer in seiner Funktion als „Heifa-Chef“ auf die kommenden Wochenenden. „Ich möchte dazu ermutigen, Jahrtausende alte Traditionen und materielle und immaterielle Ausprägungen des christlichen Glaubens in den Blick zu nehmen!“