Denn auch unter der schützenden Glasvitrine sammelt sich der Staub.
Die beiden Schreine werden regelmäßig auf Schäden untersucht und je nach Bedarf gereinigt. Dazu werden sie aus der schützenden Vitrine herausgeholt. Lothar Schmitt betont, dass die Inspektion wichtig sei, um Schädigungen schon im Anfangsstadium zu beheben. „Gereinigt werden die Schreine mit ganz normalen Pinseln“, erklärt der Silberschmied. „Ein solches Stück von Ablagerungen zu säubern, ist immer etwas Besonderes“.
Zum Ende der Inspektion stellt Dr. Birgitta Falk, Leiterin der Aachener Domschatzkammer, erleichtert fest: „Die beiden Schreine sind noch sehr gut in Schuss.“ Der Marienschrein sei einer der bedeutendsten und vielgestaltigsten Kunstwerke der Region, betont Birgitta Falk. „Unsere sorgfältige und intensive Kontrolle trägt dazu bei, dieses Wunderwerk der Goldschmiedekunst für kommende Generationen zu erhalten.“
Lothar Schmitt gehörte vor 30 Jahren zu denjenigen, die den Marienschrein komplett auseinandergebaut, untersucht, konserviert und wieder zusammengebaut haben. „Der Schrein besteht aus 3500 Einzelteilen. Ihn wieder zusammenzusetzen, das war ein 3D-Puzzle“, erzählt Lothar Schmitt.
Der Marienschrein birgt die vier großen Heiligtümer des Aachener Reliquienschatzes. Nach der Überlieferung handelt es sich um das Kleid der Mutter Gottes, die Windel Jesu, das Enthauptungstuch Johannes des Täufers und das Lendentuch Jesu, das er am Kreuz trug. Die vier Tuchreliquien werden seit 1239 im Marienschrein aufbewahrt und seit 1349 bis in die heutige Zeit alle sieben Jahre den Pilgern vorgeführt. Die nächste Heiligtumsfahrt wird 2021 stattfinden.
Der Marienschrein hat die Form einer einschiffigen Kirche mit Querhaus. In der Mitte der Schauseite thronen Maria und das Jesuskind, beide gekrönt, ihnen gegenüber Karl der Große, auf der rechten Stirnseite Christus, auf der linken Papst Leo III. An den Seiten des Langhauses sitzen unter Spitzarkaden die zwölf Apostel. Die Dachflächen zeigen Szenen aus dem Leben Christi und Marias.
Email- und Filigranplatten, vergoldete Stanzstreifen sowie über tausend Edelsteine, darunter römische und mittelalterliche Gemmen und Kameen, bilden den ornamentalen Schmuck dieses Schreins. Der Marienschrein ist der erste Schrein des rheinisch-maasländischen Raumes, an dem ausschließlich Edelmetall, vergoldetes Silber, verwendet wurde. Er entstand zwischen 1220 und 1238. Er ist 95 Zentimeter hoch, 54 Zentimeter breit und 184 Zentimeter lang.