Inzwischen sind die zehn Fundamentpfähle für den Betonkubus gesetzt – 18 Meter gründen sie in den Boden. Zudem wurden die Kopffundamente betoniert, ein Schutzbeton eingebracht und der Ringbalken betoniert. Damit wurde der Boden so vorbereitet, dass die Betonplatte gegossen werden kann.
„Eigentlich wollten wir zum jetzigen Zeitpunkt mit den Umbauarbeiten weiter sein“, sagt Peter Schumacher, Architekt im Bistum Aachen, „doch beim Bauen im Bestand muss man immer mit Überraschungen rechnen, auch wenn in die Bausubstanz des denkmalgeschützten Sakralgebäudes minimal sind.“
Nach Beginn der Arbeiten stellte sich aber heraus, dass die nach dem Zweiten Weltkrieg eingebaute Bodenplatte nicht haltbar war. „Den Rückbau der Bodenplatte hatten wir nicht eingeplant. Hinzukommt, dass wir unter der Bodenplatte sowohl intakte Gräber als auch einzelne Gebeine gefunden haben“, erklärt Schumacher. „Durch die Pfahlbohrungen im Bereich der alten Säulenfundamente konnte der Eingriff in das alte Gräberfeld minimiert werden – es hieß, mit den Funden sensibel umzugehen.“
In der Folge haben Archäologen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) die Aushubarbeiten intensiv begleitetet und die Bodenfunde sorgfältig dokumentiert. „Die Dokumentation erwies sich als sehr zeitintensiv“, sagt Schumacher. „So mussten die Experten die Fundamente per Hand zeichnen. Das führte leider zu einer Verzögerung der Bauarbeiten von weiteren Wochen, wir sind aber dankbar für die gute und professionelle Zusammenarbeit.“ In Absprache mit den Bodendenkmalpflegern sind die intakten Gräber im Boden verblieben. Um die Totenruhe nicht zu stören, wurden sie auch nicht zu Forschungszwecken geöffnet. Mittlerweile sind sie durch einen Schutzbeton gesichert. Die verstreut gefundenen Gebeine werden zur Zeit in einem Labor in Düsseldorf untersucht. Nach Abschluss der Analyse kehren sie zurück nach St. Paul, um dort angemessen bestattet zu werden.
Neben notwendigen Veränderungen im Bauablauf und dem Fund von Bodendenkmälern sorgte auch die gute Konjunktur dafür, dass der Ablauf nicht so reibungslos läuft wie gewünscht. „Aufgrund günstiger Bauzinsen sind die Auftragsbücher vieler Handwerksbetriebe übervoll. Viele Baufirmen sind derzeit mehr als ausgelastet. Entweder gab es gar keine Angebote auf Ausschreibungen oder aber die Kosten waren inakzeptabel hoch. Manche Gewerke mussten wiederholt ausgeschrieben werden.“
Nach dem Gießen der Betonplatte steht als nächstes der Aufbau des eigentlichen Kubus an. Dieser dreigeschossige Kubus, der in seiner Länge und Breite von 25 mal 11 Metern den Bereich des ehemaligen Mittelschiffes umfasst, beinhaltet dann auf zwei Geschossen Urkunden und Akten. In dem dritten Geschoss befinden sich Büroräume und der Lesesaal.
Insgesamt können in dem künftigen Magazinbau rund fünfeinhalb laufende Kilometer Archivalien und Dokumente untergebracht werden. Zu den wichtigsten Beständen des Bischöflichen Diözesanarchivs zählen unter anderem Dokumente der Bischöflichen Sekretariate, des Bischöflichen Generalvikariates, Akten aus den Dekanaten und Pfarreien sowie Nachlässe und Sammlungen. Das größte Depositum ist das des Domarchivs, das durch eine eigene Archivarin betreut wird. „Für die dauerhafte Archivierung von Pergamenten, Handschriften und Akten wird ein exakt eingestelltes Raumklima benötigt“, weiß die Leiterin des Diözesanarchivs Dr. Beate Sophie Fleck. „Ideal sind konstante Temperaturen um die 18 Grad sowie eine Luftfeuchtigkeit von 50 bis 55 Prozent.“ Neben einer aufwändigen Be- und Entlüftungstechnik bietet die Haus-in-Haus-Konstruktion durch die Stahlbetonbauweise und die schützende Hülle des Kirchenbaus hierfür beste Bedingungen.
Voraussichtlich bis Ende des Jahres werden nun die Umbauarbeiten in der ehemaligen Kirche St. Paul abgeschlossen sein. Nach einer Trockenphase der Räume werden die Archivalien ihren neuen Platz finden. Derzeit liegen diese sicher verwahrt in den ehemaligen Gebäuden des Landesarchivs NRW/Rheinland in Düsseldorf. „Wir freuen uns darauf, mit dem Diözesanarchiv in St. Paul einzuziehen. Damit wird St. Paul als Gedächtnis des Bistums Aachen eine würdige Nachnutzung erfahren“, betont Fleck.
Die Umbauarbeiten von St. Paul haben ein geplantes Investitionsvolumen von 2,6 Millionen Euro. Die zu erwartenden Mehrkosten des Projektes können erst nach Abschluss der Arbeiten belastbar beziffert werden. (iba / Na 011)