Aachen – Der Karlsschrein steht im Mittelpunkt des Jubiläums, das vom 23. bis 27. Juli 2015 im Aachener Dom gefeiert wird. Vor 800 Jahren, am 27. Juli 1215, wurden die Gebeine Kaiser Karls des Großen in den soeben fertiggestellten Schrein übertragen. Der Mönch Reinerus von Saint- Jacques in Lüttich berichtet darüber: „Am Montag (27. Juli 1215) ließ derselbe König (Friedrich II.), nachdem eine feierliche Messe gelesen worden war, den Leib des heiligen Karl, den sein Großvater Kaiser Friedrich aus der Erde erhoben hatte, in einem aus Gold und Silber zusammengesetzten, außerordentlich schönen Sarg, den die Aachener angefertigt hatten, bergen. Er nahm einen Hammer, legte seinen Mantel ab, bestieg mit dem Aachener Werkmeister das Gerüst und schlug vor aller Augen gemeinsam mit dem Meister die Nägel, die am Sarg steckten, fest und sicher ein.“
Der Kern des von Aachener Goldschmieden angefertigten Karlsschreins ist ein Holzschrein aus Eiche, die um 1182 oder wenig später gefällt wurde. So sind die Goldschmiedearbeiten vermutlich im letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts begonnen worden.
Silbervergoldete Figuren und Reliefs, Verzierungen aus Email, Edelsteine und Filigrane, die auf den Holzschrein aufgenagelt sind, bilden den Schmuck. An den Langseiten des Schreins thronen je acht Könige und Kaiser, von Ludwig dem Frommen bis zu Friedrich II. von Hohenstaufen, die Herrscher, die dem Aachener Marienstift durch Schenkungen und Stiftungen besonders verbunden waren. Auf der Stirnseite thront – unter dem segnenden Christus – Karl der Große, neben ihm als seine Begleiter Papst Leo III. und Erzbischof Turpin von Reims, die stehend dargestellt sind.
Die rückwärtige Stirnseite zeigt die thronende Maria und das Christuskind. Die beiden sind begleitet von zwei Erzengeln und den drei göttlichen Tugenden. Auf den acht Dachreliefs ist die legendäre Lebensgeschichte Kaiser Karls des Großen dargestellt, der durch göttliche Berufung auf seinen Lebensweg geführt wird. Die literarische Quelle zu diesen Reliefs bildet der sog. Pseudo-Turpin, eine Handschrift des 12. Jahrhunderts, in der das legendäre Leben Karls aufgezeichnet ist.
Der Karlsschrein stand von 1215 bis 1414 hinter dem karolingischen Petrusaltar im Ostjoch des Sechzehnecks, dort, wo jetzt der Hauptaltar des Domes steht. Nach der Vollendung der gotischen Chorhalle wurde er 1414 mit dem Petrusaltar in der Chorapsis aufgestellt.
Von 1983 bis 1988 wurde der Karlsschrein in der Goldschmiedewerkstatt des Aachener Doms in seine 1.000 Einzelteile zerlegt und restauriert.