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Evangelium als tragfähiger Grund für den Zusammenhalt

Bischof Dr. Helmut Dieser: Evangelium verbindet sich nicht mit geographischen Räumen, sondern mit lebendigen Menschen

Foto: Domkapitel Aachen, Andreas Steindl
Aachen - „Dass wir heute hier in Aachen im Dom und in der ganzen Stadt das hohe Karlsfest feiern, das verdanken wir einer Idee, die sich als äußerst langlebig und wandlungsfähig erwiesen hat“, betonte Dr. Helmut Dieser in seiner Predigt anlässlich seines ersten Karlsfestes als Bischof von Aachen.

Mit seinem Hinweis bezog er sich auf die „römische Idee eines Kaisers und eines Kaiserreiches“ und was aus ihr geworden sei. Von Julius Caesar und Kaiser Augustus an habe es im Westen bis zum Jahr 476, in Konstantinopel sogar bis 1453 römische Kaiser gegeben; seit Konstantin dem Großen seien diese und ihr Reich christlich gewesen. Diese Idee des einen Kaisers und des einen Kaiserreiches habe Karl der Große sich zu eigen gemacht. Und weil die Idee gut sei, sei sie in den folgenden Jahrhunderten immer wieder aufgegriffen und angepasst worden. „Warum ist sie gut“, fragte der Bischof: „Zum einen war es nach 1945 möglich, neu an die alte Idee der Zusammengehörigkeit in Europa anzuknüpfen, die eben in viel tieferen Gedächtnisschichten abgelegt ist, noch vor dem nationalstaatlichen Denken und seiner schrecklichsten Perversion im deutschen Nationalsozialismus.“

Doch es gebe noch einen weiteren, wichtigeren Grund, nämlich den des eigentlichen Zusammenhaltes. „Die ganze Unterschiedlichkeit der unzählbaren Einzelmenschen und die Vielfalt der Kulturen der gesamten Menschheit braucht einen tragenden Grund, auf dem wir einander aushalten, einander achten, einander befördern und wertschätzen. Der Apostel [Paulus] sagt: Dazu taugt nur einer: Jesus Christus. In ihm kommt jeder Mensch vor Gott zu seinem Recht. In ihm liegt mehr als eine von Menschen ersonnene Idee: In Jesus zeigt sich Gottes Idee vom Menschen“, so Dieser.

 

Doch der Aachener Bischof warnte davor, die Idee Karls des Großen als politischen Kampfbegriff, das christliche Abendland müsse gerettet werden, in Misskredit zu bringen. „Ich halte dagegen: Das Evangelium verbindet sich nicht mit geographischen Räumen, sondern nur mit lebendigen Menschen“, betonte Bischof Dieser. „Nur wenn Menschen sich mit ihrem eigenen Leben auf den Grund stellen, der uns in Jesus Christus gelegt ist, nur dann bauen sie um sich herum christliche Lebenszusammenhänge auf, in denen das Licht des Evangeliums zum Leuchten kommt.“

Die Idee, die Karl in Europa so wirkmächtig gemacht habe, müsse sich heute weiter wandeln: „Abgrenzungen von Territorien genügen nicht mehr und sind auch nicht haltbar in unserer digitalisierten Welt. Es gibt kein christliches Reich mehr und so gesehen kein christliches Abendland!“

Überall in Europa schrumpften und alterten die christlichen Gemeinden. Es genüge nicht mehr, nur getauft zu sein und nur aus Tradition dazuzugehören. „Wer dazu hinfinden will, dazuzugehören, der muss nachdenklich werden. Sich selbst in Frage stellen. Sich mit seiner Existenz selber zur Frage werden“, führte Bischof Dieser aus und verwies damit auf die von Papst Franziskus geforderte Evangeliserung. Diese beginne beim einzelnen Menschen. „Nicht Räume besetzen wir, sagt der Papst, sondern Anstöße zum Nachdenken geben wir, Prozesse versuchen wir in Gang zu bringen, in denen die Ideen des Glaubens in Umlauf kommen.“ Jedem Menschen biete Gott einen Grund an, auf dem sein Leben als Ganzes bestehe und bis zu Gott gelange: Jesus und sein Evangelium. „Glaube, Hoffnung, Liebe ziehen ein. Respekt vor dem anderen. Ein striktes Nein zur Verachtung anderer und zum Hass. Immer neue Anstrengungen, miteinander zu reden trotz aller Probleme. Und den anderen alles das zugestehen, was mir selbst erlaubt sein soll.“

In diesem Sinne sei die Idee Karls des Großen nicht tot, sie lebe weiter in dieser Form der Evangelisierung. „So und nur so können Länder und Kontinente, Kulturen und Biographien einzelner christlich werden. Und das hat Bedeutung für das Zusammenleben aller. Denn unsere freiheitliche Demokratie steht auf diesem Grund, auf dem sie sich entfaltet und bewährt und den sie sich nicht selber geben kann“, endete der Bischof seine Predigt.

Der Aachener Domchor, Vokalsolisten und das Sinfonieorchester Aachen haben das Pontifikalamt zum Karlsfest mit der Missa Sancti Nicolai von Joseph Haydn und Veritas mea von Franz Nekes musikalisch gestaltet. An der Orgel spielte Domorganist Prof. Michael Hoppe Acclamations aus der Suite Medievale von Jean Langlais. – Zum Gottesdienst war auch die Karlsschützengilde, die am Tag des Karlsfestes traditionell ihr Patronatsfest feiert, zu Gast.

 

Das Armreliquiar Karls des Großen

 

Neben dem Altar stand das Armreliquiar Karls des Großen aus der Domschatzkammer. Während in früheren Jahren die berühmte Karlsbüste mit der Schädeldecke Karls in den Dom gebracht wurde, war dies in diesem Jahr aus konservatorischen Gründen nicht möglich.

Der Festtag endete mit einem festlichen Orgelkonzert zum Karlsfest im Aachener Dom mit Prof. Michael Hoppe. Das Programm setzte mit dem III. Teil der Clavierübung, der sogenannten „Orgelmesse“ von Johann Sebastian Bach, einen ökumenischen Akzent anlässlich des Reformationsjubiläums.

Das Karlsfest wird zu Ehren Kaiser Karls des Großen anlässlich dessen Todestages am 28. Januar 814 gefeiert. Das Fest wird jedes Jahr an dem Sonntag im Januar veranstaltet, der dem Todestag Karls am nächsten liegt.

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