Viele Besucher, die zum ersten Mal den Aachener Dom betreten, erleben diesen Wow-Effekt, den wir alle so gut kennen. Ausgelöst wird er nicht zuletzt von der prachtvollen und beinahe orientalisch anmutenden Mosaik- und Marmorausstattung. Die bunten Steinchen ergeben zusammengenommen eine Fläche von 2500, die marmornen Platten eine von 2400 Quadratmetern.
Das war jedoch nicht immer so. Zwar gab es schon zur Zeit Karls des Großen ein Kuppelmosaik, doch die neobyzantinische (also tatsächlich orientalisch wirkende) Innendekoration des Karolingerbaus wurde erst in den Jahren 1880/81 und 1901-1913 realisiert. Dass der Dom nicht immer so prunkvoll verziert war, belegt ein Gemälde in der Domschatzkammer. Es zeigt die älteste bekannte Innenansicht des Aachener Marienstifts (so die frühere Bezeichnung) und stammt von Henrick van Steenwijk d.Ä.
Der niederländische Architekturmaler (1550-1603) lebte einige Jahre in Aachen und gilt als einer der Pioniere in der Illustration von architektonischen Innenräumen. Seine Werke führte er mit besonderer Aufmerksamkeit für natürliches Licht und perspektivische Tiefe aus. Im Eingangsbereich der Domschatzkammer ist eine spiegelverkehrte Version des um 1573 entstandenen Originals zu sehen. Der Vergleich Früher/Heute ist definitiv einen Blick wert!