Der Domgarten am Münsterplatz ist um ein Objekt reicher geworden: Gleich neben dem Eingang zur Annakapelle steht jetzt ein barockes Portal aus Blaustein. Einst gehörte es zur Ausstattung der sechseckigen Kapelle. Um 1449 wurde es als südlicher Seiteneingang für das hiesige Münster erbaut. Über solche Nebentüren konnten sowohl Gottesdienstbesucher als auch Pilgerströme während der Aachener Heiligtumsfahrten gelenkt werden. 1772 wurden die Arkaden geschlossen, um mehr Platz für die Sakristei zu schaffen. 1865 wurde das Portal schließlich ausgebaut und landete letztlich auf einem Bauhof. Dort lagerte es einige Jahrzehnte völlig unbeachtet. Schließlich wurde ein Aachener Steinmetz, der schon 60 Jahre zuvor für die Dombauhütte tätig gewesen war, auf die historischen Steine aufmerksam. Er ordnete seinen Fund folgerichtig dem Dom zu und brachte die Rückkehr des Portals damit ins Rollen.
Mit finanzieller Hilfe des Karlsvereins-Dombauvereins gelang es, das Tor zurückzukaufen, vom Steinmetz- und Steinbildhauereibetrieb Schwartzenberg restaurieren und an historischer Stelle wieder errichten zu lassen. Ein möglicher Verwendungszweck war schnell gefunden: Mit dem lateinischen Schriftzug Donatoribus Gratias (Dank den Spendern) dient es in Zukunft als Dankesportal für Spender, die zum Erhalt des Aachener Domes beitragen. Nachdem der Rahmen des Portals bereits seit einigen Monaten im Domgarten steht, wurde heute eine doppelflügelige Kupfertür eingesetzt, hergestellt von der Bau- und Kunstschlosserei Radermacher & Potente. Auf dieser Tür sollen ab März zusätzlich Messingtafeln mit zunächst 25 bis 30 Namen von Großspendern angebracht werden. Die Reihenfolge ist chronologisch und beginnt mit dem Todesjahr von Dompropst Dr. Hans Müllejans 2010.
„Wir sind für jede Spende dankbar“, sagt der Vorsitzende des bereits 1847 gegründeten Karlsvereins-Dombauvereins, Hubert Herpers. Der frühere Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Aachen freut sich über die langanhaltende Spendenbereitschaft vieler mit dem Dom verbundener Menschen. „Wir überweisen dem Domkapitel jährlich mindestens 300.000 Euro. Die Bedeutung unseres Vereins für Aachen und den Dom ist enorm. Zuletzt durften wir uns vermehrt über Spenden ab 25.000 aufwärts freuen. Diese Großzügigkeit würdigen wir mit den Namensnennungen derer, die uns eine entsprechende Zustimmung erteilt haben. Manche Spender möchten auch anonym bleiben. So ist beispielsweise die Finanzierung des Portals zwei uns gut bekannten Persönlichkeiten zu verdanken ist, die unerwähnt bleiben möchten.“
Sehr erfreut über die Unterstützung durch den Karlsverein-Dombauverein, die hohe Spendenbereitschaft der Bevölkerung und das neue Portal ist auch Dompropst Rolf-Peter Cremer. „Die Erhaltung und Pflege des Doms liegt in der Verantwortung des Aachener Domkapitels. Doch diese Aufgabe ist so gewaltig, dass sie alleine nicht zu stemmen ist. Um das Weltkulturerbe in seiner Pracht und Einzigartigkeit für die nachfolgenden Generationen zu sichern, bedarf es neben der stetigen Arbeit der Dombauhütte immer wieder auch finanzieller Hilfe. Egal ob Groß- oder Kleinspender, wir sind für jede Zuwendung dankbar und ich freue mich, dass das Portal dies jetzt sichtbar zum Ausdruck bringt!“
Dombaumeister Helmut Maintz denkt nach der in den letzten Zügen liegenden Sanierung der Taufkapelle bereits an das nächste Großprojekt: die Kreuzgänge. Dort müssen die Dachstühle saniert und der Brandschutz verbessert werden. Außerdem braucht der Dom nach knapp 35 Jahren eine neue Innenbeleuchtung, für die es keine Zuschüsse aus der Denkmalpflege gibt. Kostenpunkt alleine dafür: Nach ersten vorsichtigen Schätzungen eine mittlere sechsstellige Summe…
Aus einer der ersten Aachener Bürgerinitiativen entstand im Jahre 1847 der Karlsverein-Dombauverein Seit mehr als 170 Jahren hat es sich der Karlsverein zur Aufgabe gemacht, den Aachener Dom, die Marienkirche Karls des Großen, in seiner geistigen Dimension zum Anliegen möglichst vieler Menschen zu machen. Satzungsgemäß fließen alle Spenden und Zuwendungen in die bauliche Erhaltung des Aachener Weltkulturdenkmals, darüber hinaus bewahrt der Karlsverein das Ansehen dieses einzigartigen Gotteshauses. Dem Verein gehören aktuell 2950 Mitglieder an. Vor einem Jahr wurde beinahe die 3000er-Marke erreicht, aber seit der Coronapandemie stagniert die Zahl der Neuanmeldungen.